Ottmar Hörl
26.06. 1998 - 20.08.1998
4000 Gartenzwerge begrüßen in diesem Jahr die
Festspielgäste am Max-Joseph-Platz vor der Oper. Eine
weitere Horde dieser Figuren (hier allerdings auf Socken und
als Auflagenobjekt, 250 pro Sorte) heißt in der Galerie Kampl
Besucher und die von den Kollegen präsentierten
"Übernamen" willkommen.
Ottmar Hörl, geboren 1950 in Nauheim, studierte 1975 - 1979 an
der Hochschule für bildene Kunst in Frankfurt, von 1979 - 1981
in Düsseldorf bei Prof. Klaus Rinke.
Hörls Defination seiner Arbeit als "Plastik als
Organisationsprinzip" wird sichtbar: Er bedient sich
vorgefertigter Gegenstände, die er aus ihrem konventionellen
Zusammenhang nimmt und denen er durch seine Art der
Zuordnung andere inhaltliche Ebenen verschafft.
"Es sind Spielregeln, die Ordnungssysteme, die in den
Materialien (Kunststofferigteile) und Werkzeugen (
Fotoapparate, Schablonen, Schränke) verborgen sind, auf die
er sein Augenmerk wirft, die er, ihrer logischen Struktur
folgend, zu Ende denkt und mit denen er neue Denkprozesse
anstößt. Spielregeln sind Ordnungsregeln, die hilfreich und
befreiend, die aber auch tyrannisch und absurd wirkenkönnen.
Thomas Knubben im Katalog "Materialprüfung"
Klauen Sie sich Ihren Gartenzwerg
Ganz vornehm , und ganz und gar nicht vorgartenmäßig,nämlich in feierlichem
Schwarz-Weiß, marschieren sie ab morgen vom Max-Joseph-Platz die Stufen zum Na-
tionaltheater hoch, um die Festspiel-Besucher zu begrüßen: 4000 Plastikzwerge
(Foto) - einige blaue, rote und grüne haben sichfrecherweise auch unter die Menge ge-
mischt - aus der Werkstatt des Frankfurter Künstlers Ottmar Hörl. "Welcome to the festi-
val" heißt die Invasion unter dem königlich Bayrischen Reiterstandbild. Ein optisches Signal für Peter Jonas' Konzept: " Opfer für alle".
Ottmar Hörl hat schon immer gerne die klassischen Museumsgrenzen verlassen und seine Multiple-Kunst provokativ in den öffentlichen Raum plaziert. ob bunte Besen oder Plastik-Container, der Künstler findet sein Material vor allem in den vorgefertigten Dingen des Alltags, die er in neuem Zusammenhang, immer mit einer deftigen Prise Humor, zum Staunen und Erregen preisgibt. Zwerge brachte Hörl auch schon mal zum Einsatz: 1994
stellte er in Seligenstadt über Nacht 1000 blaue Gartenzwerge ab, die am Ende von
den Bürgern des Ortes fast alle geklaut wurden und in
den Vorgärten landeten. In München sind die OpernZwerge zwar auf Holzplatten
festgeschraubt, aber dennoch mitnehmbar. Man wird se-
hen, wieviel Zipfelmützen zum Ende der Festspiele noch
auf dem Platz stehen. 20 000 Zwerge gibt´s!
Wer "redlich" an Hörl-Objekte kommen will, der hat in
der Münchner Galerie Kampl (Buttermecherstrasse 15) eine
Chance. Dort gibt es bis zum 31.7. eine Ausstellung, in der
auch 250 Zwerge im Kleinformat (39 Zentimeter hoch)
zum Preis von je 200 Mark zu kaufen sind.
Tip: Zu den Festspielen haben alle Galerien der Maximi-
lianstraße am Sonntag, 26.7.,
außerplanmäßig von 10 bis 16
Uhr geöffnet. Gert Gliewe
Abendzeitung, Mittwoch, den 24. Juni 1998, Festspiele Extra